Durchblick für Brillenträger mit Atemmaske

Die besten Tipps gegen beschlagene Brillen

Für Brillenträger haben wir anlässlich der aktuellen Vorschriften und der Maskenpflicht alle Methoden und Hausmittelchen geprüft, durch deren Hilfe Brillengläser nicht mehr beschlagen sollen. Welche Tipps funktionieren und welche keinerlei Wirkung bringen, erfährt ihr hier.

Hilfe – meine Brille beschlägt!
In Österreich benötigen etwa 3 von 4 Personen mittlerweile eine Sehhilfe, laut Studien soll bis 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein. Wer als Brillenträger*in noch zusätzlich Atemmaske trägt, hat es bereits bemerkt: Die Brille beschlägt. 
 Was wir im Zuge der Situation rund um CoVid-19 sehr oft zu hören bekommen haben: Wie schaffe ich es, dass meine Brille trotz Atemmaske nicht anläuft? Das "Nebel-Problem" ist tatsächlich eines unserer häufigsten Anliegen in den Filialen. Als Meisteroptiker*innen und Brillenträger*innen mit Neugier haben wir die Situation genauer unter die Lupe genommen um ein wenig Klarheit zu schaffen, wie man eine Atemmaske tragen kann und gleichzeitig etwas durch die eigene Brille sieht. Es mag nach einer Lappalie klingen, bei so vielen Personen mit Kurzsichtigkeit und der Notwendigkeit von Atemmasken in geschlossenen Räumen jedoch, betrifft das einen großen Teil der Bevölkerung. 
 Denn eines steht fest: Mit beschlagener Brille kann man nicht sehen! Schwierig wird es auch, wenn man sein Gesicht nicht anfassen und seine Brille nicht ständig absetzen und reinigen soll, weil dabei möglicherweise Krankheitserreger auf das Gesicht übertragen werden. 
 Wir haben die im Internet und anderen Medien kursierenden Techniken für euch getestet. Dafür haben wir zum Zwecke der Wissenschaft auch geprüft wie man beim Tragen der Atemmaske am besten sieht. Unser Resümee lest ihr hier.
Warum läuft meine Brille mit Gesichtsmaske überhaupt an?
Um eine Lösung zu finden, muss man das Problem verstehen. Die kurze Antwort auf die Frage, warum die Brille mit Schutzmaske anläuft: Aus denselben Gründen wie im Winter. Beim Atmen mit Gesichtsmaske wird speziell beim Ausatmen Luft nach oben gestoßen, wobei sie auf die Brillengläser trifft. 
Der warme Wasserdampf der Atemluft gefiltert durch die Maske trifft auf die kühlere Oberfläche des Brillenglases. Das Beschlagen entsteht durch die Kondensation, wobei durch die Temperaturunterschiede von Luft und Brillenglas winzige Tröpfchen festgehalten werden. Diese brechen und streuen das Licht auf unvorhergesehene Weise und die Kontrast-Durchlässigkeit wird verringert. 
 Kennt man wie gesagt aus dem Winter, wenn dasselbe beim Eintreten in ein warmes Zuhause oder ein warmes Lokal passiert. Hier ist es dasselbe, wobei die Maske die warme Atemluft noch zusätzlich nach oben zu streuen scheint. Wenn man beispielsweise abends mit Maske und Brille spazieren geht, ist der Effekt noch stärker und die Brille binnen Sekunden beschlagen.
So wurden die Methoden bei uns überprüft
Um die Methoden zu testen, muss der Fairness und Genauigkeit der "Studie" halber erwähnt werden, wie der "Studienaufbau" war. Als Testbrillen dienten eine Persol PO3092V und eine Fritz Titanium 506, beide Brillen sind optische, also mit eigenen Dioptrienwerten an den Tester angepasst und natürlich bei sehen!wutscher gekauft. Die Persol-Brille im Test hatte keine zusätzliche Beschichtung gegen das Beschlagen, die Fritz Titanium war zusätzlich mit einer Oberflächenbehandlung mit Nanopartikeln ausgestattet, um das Wasser abzuweisen. 
Es war ein Montag Nachmittag, kühl aber nicht unbedingt kalt. Neblig war es ohnehin nicht. Unsere Testperson [Anmerkung der Redaktion: Thomas vom sehen!wutscher Marketing-Team] hat keine Lungenerkrankung, einer Bescheinigung der Lungenfachärztin nach eine leicht überdurchschnittliche Lungenfunktion und ist ständiger Brillenträger. Natürlich ist dieser Test kein wissenschaftliches Experiment, in dem verschiedenste Laborbedingungen kontrolliert werden. Aber dass die Brillen anlaufen, ist ohnehin bekannt. Ein Peer Review würden wir wahrscheinlich nicht überstehen, aber die Methodik sollte klar sein. 
Neben zwei Brillen im Test wurde der Effekt für das gesamte Ergebnis an zwei unterschiedlichen Punkten kontrolliert, um die typischen Umgebungen für eine beschlagene Brille zu testen. Zwischen den Tests wurden übrigens für Veränderungen an der Maske immer Handdesinfektionsmittel und Mikrofasertücher zum Putzen eingesetzt. Die eingesetzten Mittel für die Tipps beruhen übrigens alle auf Dingen, die zuhause verfügbar sind. Ein Anti-Beschlag-Spray ist günstig online und in unseren Filialen verfügbar. 
Nachdem wir aber oft gehört haben, dass es anders auch geht, bzw. der Hinweis auf Anti-Beschlag-Spray nur "heiße Luft" wäre, wollten wir es nochmal genau wissen. Als Maske wurde eine professionell genähte, wiederverwendbare Stoffmaske eingesetzt. Nase und Mund werden dabei komplett abgedeckt, die Brille wurde darüber aufgesetzt. Das sind die Ergebnisse unseres Tests.
Taschentuch einlegen
Der wohl häufigste Vorschlag für Gesichtsmasken "Marke Eigenbau" und jene aus den Supermärkten ist, ein Stück Taschentuch oder Seidenpapier einzufalten und es am oberen Rand auf die Maske zu legen. Der Gedanke dahinter ist, eine Lage für die Maske zu schaffen, in der die Feuchtigkeit aufgenommen wird, da die feuchtwarme Luft ja nach oben rauskommt. Basierend auf einem im Internet kursierenden Video wurde ein Taschentuch aus einer neu geöffneten Packung genau nach den Anweisungen gefaltet und eingesetzt. Sobald die neu ausgestattete Maske aufgesetzt wurde, ist die Brille beim Ausatmen beschlagen. Wir haben es noch ein paar mal versucht, mit Taschentuch ankleben, Seidenpapier einsetzen, doppeltes Taschentuch, dünnere Lagen usw. 
Fazit:
Die Brille beschlägt auch mit Taschentuch. Vielleicht sogar noch mehr, generell lässt sich aber sagen, dass sich das Beschlagen so nicht verhindern lässt. Mit Einwegmasken scheint alles noch feuchter zu werden. Insgesamt leider Papierverschwendung. Diese Methode können wir absolut nicht empfehlen.
Löcher bei den Wangen
Eine Methode empfiehlt, durch kleine Löcher im Bereich der Wangen ein Ventil, also eine Luftaustrittsmöglichkeit beim Ausatmen zu schaffen. Gleich vorweg kann man sagen, dass damit das Tragen der Maske überflüssig und sinnbefreit wird. Der ganze Zweck der Maske ist es, dass sie eng am Gesicht anliegen und Mund sowie Nase beim Atmen bedecken soll, damit keimhaltiger Atem nicht weitergegeben wird. Getestet haben wir es trotzdem. Und ja, beim Gehen und Atmen an der Luft beschlug die Brille nicht. 
Fazit:
Die Brille beschlägt bei Löchern in der Maske nicht. Logisch an sich, da die Luft leichter austritt. Aber da das Gesicht nicht ausreichend bedeckt und geschützt wird, ist es bei einer Gesichtsmaske sinnlos, da die Weitergabe von Keimen so nicht verhindert wird. Um den Effekt zu erreichen, dass die Brille nicht anläuft, müssen die Löcher auch recht groß sein, etwa wie eine 1-Euro-Münze, was nicht klein genug ist, um als sicher durchzugehen. Diese Methode können wir absolut nicht empfehlen!
Oberteil der Maske Umfalten
Eine Methode der Polizei in Tokio kursiert häufig herum: Das obere Viertel der Gesichtsmaske falten. So soll die entweichende Luft nicht so nah an die Brille kommen, da sie eher auf den Seiten entweicht. Tatsächlich beschlug die Brille weniger, dadurch wurde aber die Maske viel kleiner und es war schwieriger, die Brille tatsächlich am Gesicht zu tragen. Dadurch ist die Maske weniger effektiv im Abfangen von Tröpfchen. 
Fazit:
Die Brille beschlägt beim Umfalten des Oberteils weniger. Dadurch gibt es aber weniger Oberflächenbereich und damit weniger Maske an sich. Die Brille beschlägt weniger, aber die Maske entspricht dabei nicht den Empfehlungen für sicheres Tragen zum Schutz und wird dadurch ebenso weniger effektiv, was nicht nach einer guten Idee klingt.
Metallklammern
Diese Idee schlägt vor, das verstellbare Metallstück oberhalb der Nase von FFP3/N95-Masken bzw. Staubmasken zu imitieren, da die Maske so besser der Form des Gesichts folgt. Das funktioniert an sich gut, abhängig davon welcher Stoff benutzt wird. Wer eine selbstgemachte Maske hat, kann ein flexibles, schmales Metallstück wie etwa Draht am oberen Rand der Maske einführen. Gerade gebogene Büroklammern oder Pfeifenreiniger eignen sich dafür auch laut des Magazins Fast Company. Das Einsetzen des Metallstücks muss hier eingeplant sein, wenn man keine Löcher in die Maske schneiden will, z.B. durch einen genähten Tunnel. Alternativ könnte man mit medizinischem Klebeband das Metallstück, unsere "Nasenklammer", auch einkleben. Allerdings ist das recht rudimentär, daher empfiehlt es sich, das Metallstück einzunähen, am besten so, dass man es vor dem Waschen der Maske herausnehmen kann. Bitte beachten: Wenn du deine Maske in der Mikrowelle sterilisierst, muss du unbedingt alle Metallteile zuvor herausnehmen! 
Fazit:
Die Brille beschlägt mit einer eingebauten Klammer aus Metall um die Nase weniger. Dieser muss vorher eingeplant sein, um trotzdem Nase und Mund gleichzeitig zu bedecken. Mit dem Metallstück passt sich das Oberteil der Maske besser an das Gesicht an und es kommt beim Ausatmen weniger warme Luft direkt auf die Brille und teils auf der Seite. Die Brille verrutscht aber trotz Metallklammer oft und muss häufig nachjustiert werden, was auch nicht optimal ist. Eingeklebt oder eingenäht bringt es sonst wieder nichts.
Seife
Sehr häufig hören wir, dass Leute Seife oder Spülmittel einsetzen und ihre Brille damit einreiben, es abwischen und dann angeblich die Brille nicht mehr anlaufen würde. Dazu gibt es sogar eine Studie eines Chirurgen von 2011. Für diese Methode soll die Brille am Besten an der Luft trocknen und nach dem Abwaschen mit einem Mikrofasertuch nicht mehr beschlagen. Der Film der Seifentenside soll verhindern, dass die Wassermoleküle die Tröpfchen an der Brillenoberfläche formen können. Wir haben die Brille mit unparfümierter, neutraler Handseife gemäß den Anweisungen gereinigt und trocken geputzt. Danach sind wir raus, um zu sehen, ob es funktioniert hat. 
Die Brille war auch mit Seifenfilm beschlagen. Einen Unterschied zu Gläsern ohne Seifenfilm konnten wir nicht bemerken. Weitere beliebte Vorschläge sind Babyshampoo, Zahnpasta oder Rasiercreme, teilweise auch Essig. Dafür muss auch recht viel von der Substanz aufgetragen werden, um das Anlaufen zu stoppen, und gleichzeitig die Brille nicht verschmieren. Wir raten von all diesen Hausmitteln ab, da sie vielleicht bei größeren Mengen tatsächlich einen Film bilden, der das Beschlagen stoppt, aber dabei Beschichtungen und Glas der Brille angreifen und beschädigen können. Ebenso kann die Fassung der Brille selbst dadurch beschädigt oder nachhaltig verändert werden. 
Fazit:
Die Brille beschlägt trotz Seifenschicht. Viele werden von diesem Vorschlag optimistisch gestimmt. Leider ist er aber im besten Fall Blödsinn und kann auch der Brille schaden, weil sich das natürliche Acetat und das Metall der Brillen nicht gut mit Spülmittel und Seife vertragen. Eventuell beschlägt die Brille ein bisschen weniger, aber bei diesen Nebenwirkungen für die Brille selbst ist es das nicht wert. Diese Methode würden wir deshalb nicht empfehlen.
Flötenatmung
Flötenatmung ist wie der Name schon sagt, die Atemtechnik für Flöten und Blasinstrumente. Wir haben uns dabei an ein YouTube-Video gehalten, um die Technik zu üben. Dabei wird die Luft nicht in alle Richtungen ausgeatmet, sondern nach unten geblasen, wie wenn man eben ein Blasinstrument spielt und dabei atmet. Das war nicht ganz perfekt, aber mit ein bisschen Übung geht es nach einer Weile und die Brille läuft kaum noch an. Je nach Stärke der Stoffmaske bzw. Temperaturunterschied zur Luft draußen läuft die Brille praktisch gar nicht an. Zur Klarstellung muss gesagt sein, dass unsere Testperson über musikalische Vorerfahrung verfügte und sich leichter damit tat, ständig nach unten zu atmen.
Fazit:
Flötenatmung lässt die Brille viel weniger beschlagen. Es braucht dafür nichts extra, die Maske wird dabei nicht zerstört. Es Bedarf ein wenig Übung und ist gewöhnungsbedürftig, aber insgesamt die effektivste und natürlichste Methode des Tests. 100% ohne Beschlag ist die Brille damit auch nicht, aber das Sehen wird problemlos und darum geht es uns hier ja.
Anti-Beschlags-Sprays + Anti-Fog-Putztücher
Anti-Fog-Sprays, bzw. Anti-Fog-Putztücher für Brillen glätten die Oberfläche der Gläser. Dafür ist die Brille zu reinigen und dann einzusprühen, damit die Kondenstropfen gar keinen Halt auf der Brille bekommen. Die Flüssigkeit im Spray enthält meist eine Kombination aus absorbierenden Silikonverbindungen, die mit Alkohol vermischt sind. Wenn die Flüssigkeit verdunstet und mit dem Mikrofaser-Putztuch eingerieben wird, hinterlässt das eine dünne transparente Schicht, dank der die Brille nicht mehr beschlägt. Aufzutragen ist die Flüssigkeit innen und außen auf der Brille per Spray und dann mit einem Putztuch aufzupolieren.
Die geeigneten Sprays bekommst du – natürlich – in deiner sehen!wutscher-Filiale und online. Sofort danach werden die Gläser praktisch kaum mehr beschlagen und je nach Hersteller hält dieser Effekt bis zu 3–5 Tage an. In unserem Test hat alles funktioniert wie auf der Spraydose versprochen. Einmal aufgesprüht, mehrmals geatmet und wir konnten dabei immer noch sehen. Die Sprays sind recht ergiebig und günstigerweise gleich im 3er-Set zu erhalten. Sprays werden im Bereich von Gesundheit, bei Feuerwehrleuten und professionellen Skifahrern und Tauchern verwendet, oft unter extremen Bedingungen arbeiten oder Schutzbrillen tragen müssen. 
Fazit:
Anti-Beschlags-Sprays und Anti-Fog-Putztücher verhindern zuverlässig das Anlaufen der Brille. Der Effekt hält lange an und die Atemmaske wird dabei nicht zerstört und man muss sie auch nicht zurechtrücken oder anders anfassen. Wir hören da oft, dass die Mittel nur zum Verkaufen sind und nichts bringen, aber wir verkaufen sie einfach, weil sie funktionieren. Teuer sind sie dazu auch nicht, und sie sind auch sehr ergiebig und man hat so etwas von der Brillenpflege und der Atemmaske. Die Putztücher können bei korrekter Anwendung und Aufbewahrung bis zu 200 mal verwendet werden!